ich habe mich SEHR lange mit diversen geräten, die auf e-ink displays basieren beschäftigt. nach dem ersten kontakt mit dem e-ink prototyping kit [PDF] im jahr 2006 (damals noch ein 2-bit display, mit 4 graustufen), haben mich diese displays seither durch ihren hohen kontrast und ihre guten eigenschaften bei viel umgebungslicht fasziniert. über die jahre habe ich die entwicklung bei diesen geräten verfolgt. am bekanntesten dürfte mittlerweile der amazon kindle sein (schon einmal darüber geblogt), der im november 2007 in den usa auf den markt kam. meine entscheidung viel aber dann doch nicht auf den kindle oder einen der vielen sony reader. ich habe mich für den nook entschieden. ich möchte in den folgenden zeilen etwas näher auf meine entscheidung und die ersten eindrücke eingehen.
Display
im gegensatz zu herkömmlichen LCDs haben e-ink displays oder electronic paper display (EPD) keine lichtquelle hinter der pixel matrix. das display wird nur durch das umgebungslicht (sonne oder leselampe) beleuchtet. dadurch ergibt sich eine lesequalität wie bei papier, da das auge nicht durch die aktive lichtquelle wie beim LCD ermüdet wird. statt kristallen kommen beim EPD kleine blasen die mit kügelchen gefüllt sind zum einsatz. diese kügelchen sind elektrisch geladen und reagieren auf ein eletrisches feld, das man anlegt. dadurch können die schwarzen und weissen kügelchen gezielt angesteuert werden (siehe grafik rechts). ein grosser vorteil des EPD ist dass er nur während des wechsels der anzeige strom verbraucht. das heisst nur das umblättern auf die nächste seite verbraucht strom. ein LCD braucht durch das konstante beleuchten der farbpunkte immer strom. kleiner nachteil ist dass sich ein EPD nicht zum anzeigen von schnell wechselnden inhalten wie filmen eignet.
das display wäre bei kindle und nook in etwa das gleiche gewesen, wenn nicht sogar das gleiche display verbaut ist. beide haben eine auflösung von 600×800 pixel. das ist zum lesen von büchern absolut ausreichend. mit wissenschaftlichen papers habe ich allerdings noch meine probleme. hier muss ich wohl eine möglichkeit finden diese ins epub format umzuwandeln.
Design
das design des nook ist in meinen augen sehr gut gelungen. es könnte aus dem hause apple stammen. verglichen mit diversen anderen readern ist der nook eine schönheit. amazon, sony, irex und co haben es nicht geschafft ein derart elegant wirkendes gerät auf die beine zu stellen.
Formate
der nook unterstützt diese formate: PDF, EPUB (mit Adobe DRM oder ohne DRM), PDB, JPG, GIF, PNG, BMP und MP3. der reader unterstützt NICHT: DOC, LIT, TXT, AMZ (Amazon), LRZ/LRX (Sony).
unterstützung von PDF war ein absolutes muss. ich muss mir dieses gängige format auch auf dem e-reader ansehen können. beim schmökern auf gutenberg wird einem das EPUB format praktisch erscheinen. dieser offene standard scheint ein de facto standard für buchinhalte zu werden. sogar apple unterstützt das format auf seinem iPad.
Betriebssystem
der nook läuft mit linux. konkret mit android. das verrät einem dass sich unzählige hacker um das gerät scharen werden um immer neue software dafür zu schreiben. zum zeitpunkt meines kaufes war das gerät schon gerootet. sprich, man kann dem gerät beibringen dinge zu tun die es sonst nicht tun würde. zum beispiel twittern oder als rss reader dienen.
Rooting
das rooten des nook ist simpel. einfach der anweisung bei nookdevs.com folgen. wirklich nicht schwer. das ganze ist ein ‘update’ auf eine ältere firmware version und ein richtiges update einer gerooteten firmware.
durch das rooten erhält man die möglichkeit andere applikationen zu installieren. darunter twook eine twitter app. derzeit ist das rooten nicht wirklich nötig, da der mehrwert der zusatz apps sich wirklich in grenzen hält.
Eingabe
die eingabe erfolgt beim nook über ein touchscreen am fusse des EPD. dieses display ist der stromfresser nummer eins. bei längerem nichtgebrauch (10,30 oder 60 sekunden) schaltet sich das display aus und der nook braucht durch das EPD (fast) keinen strom mehr. der touchscreen wirkt leider ein bisschen träge ist aber nicht störend langsam. umblättern kann man mittles knopf auf der seite oder mittels swipe am touchscreen. dazu haben barnes&noble je 2 auf jeder seite verbaut. einen zum vor- und einen zum zurückblättern. durch das anbringen auf beiden seiten lässt sich das gerät in fast jeder sitzposition gut bedienen.
Vernetzung
der nook hat ein wlan modul (802.11b/g) und ein 3G GSM modul verbaut. das gsm modul ist in europa durch die amerikanische simkarte nicht nutzbar. lässt sich aber angeblich durch das einsetzten einer lokalen simkarte verwenden. das werde ich sicher noch ausprobieren. (FIXXXXME 🙂 )
das wlan modul funktioniert einwandfrei und schaltet sich nach längerem nichtgebrauch ebenfalls aus um strom zu sparen.
der inkludierte browser ist sehr nett. am touchscreen gibt man die url ein und am e-ink display sieht man die seite (in schwarz/weiss natürlich). die auswahl des seitenauschnitts erfolgt ebenfalls über den touchscreen. barnes&noble markieren den browser den es seit firmware version 1.3 gibt zu recht als beta. wirklich flüssig kann man damit nicht arbeiten. aber zum nachschlagen reicht er, wenn grad nichts anderes zur hand ist.
Inhalte
wie kommen bücher auf den nook? der nook wird per micro-usb an den computer angehängt und erscheint als laufwerk, jetzt kann man die bücher einfach auf den nook kopieren. kauft man im b&n online store so werden die bücher direkt auf den nook geladen.
als quelle für ebooks gibt es einige möglichkeiten: das einscannen der eigenen bibliothek würde ich nicht empfehlen. eine gute anlaufstelle ist wie oben schon kurz erwähnt gutenberg.org. hier werden bücher zur verfügung gestellt deren copyright abgelaufen ist. also deren autoren länger als 70 jahre tot sind. für weitere freie ebook seiten bietet sich eine anfrage bei google an.
um ebooks käuflich zu erwerben kann man entweder auf den store von barnes&noble zurückgreifen (nur mit US-shipping address) oder sich von seinem lokalen distributor bedienen lassen. solange die bücher als EPUB und mit adobe DRM daherkommen gibt es keine probleme. da der reader nur in den usa zu kaufen ist nutzt einem auch der gratis wlan zugang in den b&n stores wenig. leider. denn das marketing konzept von barnes&noble wirkt einleuchtend, trotz DRM auf ihren inhalten.
amazon kocht leider sein eigenes süppchen beim e-book format. vermutlich um den eigenen kindle zu schützen. daher bietet sich amazon als anlaufstelle für ebooks nicht an.
Spiele
um das angebot zu vervollständigen hat man es sich nicht nehmen lassen auch noch 2 spiele in den reader hineinzupacken. so kann man schach oder sudoku spielen wenn einem das lesen zu viel wird. perfekt um am strand zu glänzen. aber mein urlaub kommt erst 🙂
Fazit
alles in allem bin ich bisher sehr zufrieden. der wichtigste kaufgrund war für mich die ‘offene’ plattform (auch wenn man das android erst hacken muss) und der e-ink display. ein ipad kam für mich als e-reader preislich (gut 280 euro preisunterschied) und auch aufgrund des displays überhaupt nicht in frage. aber dieser vergleich hinkt, denn schliesslich versucht apple dem ipad die e-reader funktion aufzudrücken. ich bin gespannt wie gut das ipad mit LCD als e-reader ankommen wird. mein fall wäre es nicht; nicht nachdem ich weiss wie angenehm man auf einem e-ink display liest.
5 replies on “Mein Buch Ist Ein Computer…”
Ein schöner Artikel! 🙂 Ich fand vorallem die Erklärung des EPDs interessant. An dieser Stelle jedoch zwei Fragen: Gibt es bereits Farbdisplays mit dieser Technologie? Wie schnell ist deren Reaktion momentan und wie sieht es in Zukunft damit aus?
Gerade weil du öfters Apple und den iPad angesprochen hast, wäre es interessant ob sich bezüglich dessen Displays etwas tun könnte.
Es ist allerdings ganz klar, dass sich bei dieser Ausgangslage (Farbe, Reaktionsgeschwindigkeit) Apple eher für ein LCD entscheidet. Schließlich ist ihre Zielgruppe bis jetzt zumindest nicht unbedingt jene, die das Tablet ausschließlich zum Lesen von Büchern verwenden möchte. Ja, vielmehr geht es bei Internet, Mail, Photos viel mehr um das Darstellen von Farben und darüber hinaus um die Videofunktionalität.
Mich würde also stark interessieren ob es wahrscheinlich, vielleicht auch nur möglich ist, dass e-ink in Zukunft die LCD Technologie völlig ablöst.
Freut mich auf jeden Fall, dass du einen guten Kauf getätigt hast. Ich denke mir in der U-Bahn bzw. im Bus schon oft, dass ein Reader praktisch wäre. Ich verstehe den Sinn durchaus gegeben, allerdings ist die Anwendungsvielfalt nicht nur durch technische Vorraussetzungen noch eher mager. Scheint mir wie die Abkehr von der eierlegenden Wollmilchsau, wie sie in Form der Smartphones momentan zelebriert wird.
[…] i blogged a few days ago, i got a nook (german). as this device only sells in the US it comes with a US power supply. lucky me that the […]
@jojo zu deinen fragen: es gibt prototypen die farbe darstellen können. diese sind aber noch ein gutes stück von der marktreife weg. die prototypen gibt es schon lange (mindestens seit 2006), bis jetzt ist noch kein gerät am markt.
die reaktion ist langsam. einmal blättern dauert etwa 500ms bis 1000ms. zum lesen ausreichend; für schnelle interaktion unbrauchbar. also ablösen von LCDs kann ich mir nicht vorstellen. da sind OLEDs schon im vormarsch.
lg
ok, danke. und was hältst du von der angeblich soviel schärferen Apple Technologie IPS? Bei der Demonstration sahen die Bilder verdammt gut aus! 🙂
Schöner Artikel, ich finde auch die Überschrift bzw. Schlagzeile sehr passend! 😀 Ich mag den Blog sehr.